Keine Frage, zusammen etwas zu machen ist viel erfüllender, als es alleine zu tun. Denken wir nur ans Essen, welches auch als (Familien)ritual miteinander dem Essen eine wunderbare Bedeutung gibt. Alleine Essen macht dick, sagt ein Sprichwort. Das würde ich so nicht unterschreiben, aber ich habe lange Jahre alleine in der Stadt gewohnt. Alleine Essen hat mich zuweilen traurig gemacht. Aber zusammen essen, sich gemeinsam zu nähren, das tut wohl. Nähren nicht nur mit Essen mit Menschenliebe. So wie in meiner letzten Kolumne erzählt.
Aber manchmal ergibt es sich, alleine zu sein. Oder die Entscheidung bewusst zu treffen. Alleine zu sein. Neulich war mir danach, das sonnig warme Herbstwetter auszukosten und ich bin von Dorf Tirol nach Algund, weiter den Algunder Waalweg bis Meran zur Tappeiner Promenade, weiter in die Stadt. 1,5 Stunden im Abendgoldrausch der Blätter mit mir allein.
Ich kann nun den Wunsch zu gehen, alleine zu gehen, den Jakobsweg oder sonstwelche Wege, nachvollziehen. Gehen ist heilsam. Zuweilen musste ich mich sehr quälen zum joggen. Dann lief es ganz gut und es wurde zur Sucht, aufstehen, rein in die Laufschuhe und ab in den Wald. Den Körper spüren, den Atem, das Herz pocht. Rote Wangen, Schweiß überall am Körper.
Doch Gehen, ich weiß nicht, Sonntagsspaziergänger, so haben wir diese Menschen genannt, hui, so was machen wir nicht, oder? Das ist zu langweilig. Aber mal alleine durch den Wald streifen, die Natur wirklich anschauen, den weichen erdigen Boden spüren, die Kastanienigel neugierig nach prallen Kastanien untersuchen, vorsichtig, ohne sich zu stechen. Am besten nur mit den Schuhen erstmal. Über Stock und Stein. Allein. Farben atmen: Variationen von Grün, Rostrot, Senfgelb, Schokoladenbraun, hellblauer Himmel mit weichen Wattewölkchen. Keine Musik im Ohr, die Natur am Herzen, das tanzende Wasser durch den Waal begleitet mich auf meinem Weg. Gehen. Staunen. Innehalten. Berge glotzen. Weiter atmen. So einfach, manchmal.
Und der Schnupfen hat sich im Anschluss auch vertschüsst, keine topfende Nase mehr, freigeatmet. Nahes, das normalerweise ganz weit weg ist, näher holen, an mich. Lächeln. Zu Hause Wasser aufsetzen und heiß mit Zitrone, Ingwer und Honig schlürfen. Das ist Glück. Herbstglück.
#beyoubetrue
Eure Waldstadtfee Lissy
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